Mit dem Thema Machtkampf kam Tanja, 42 zum Coaching:
„Warum verwickeln mich Menschen immer wieder in einen Machtkampf?“ Und „Was müssen sie mir beweisen, um der Stärkere zu sein?“ „Warum beleidigen sie mich immer wieder?“ Wenn ich auf einen bestimmten Typ Mensch treffe, werden plötzlich die Gespräche härter und ich bekomme schnell gesagt, was ich falsch mache. Das würde ich so nicht tun! Was ist denn an mir falsch?“ Fragen, auf die sie bisher keine Antwort hatte.
Das Leben als Machtkampf
Als die Klientin kam war sie voller Fragen und wußte nicht weiter. Sie lehne Machtkämpfe von Herzen ab. Trotzdem wird sie immer wieder in solche Situationen verwickelt, beruflich wie privat. Ich fragte die Klientin, wie sie sich in dieser Situation denn fühle. Sofort kamen ihr die Tränen und sie erzählte mir von ihrer Hilflosigkeit und auch Traurigkeit. Sie werde dann immer sprachlos, weil sie sich nicht vorstellen könnte, wie jemand so „gemein“ zu ihr sein könnte. Außerdem fühlt sie sich dann immer völlig ohnmächtig und weiß nicht, wie sie sich verhalten soll.
Ich fragte sie, woher sie dieses Gefühl vielleicht kennt und wann sie genau diese Hilflosigkeit schon einmal erlebt habe, ganz bewußt. Sie dachte nach und antwortete:
„Wenn ich es recht überlege, ging es mir mit meinen Eltern genau so. Es gab bei uns zuhause immer viel Streit, teilweise um Kleinigkeiten. Ich kann mich erinnern, daß es jeden Morgen Streit um das „Haushaltsgeld“ gab. Beide ihre Eltern haben zwar gearbeitet, doch da mein Vater mehr verdient hat, hat er fast alles bezahlt. Meine Mutter sagte also morgens immer zu meinem Vater, „bitte leg mir Geld hin!“ Daraufhin sagte mein Vater: „schon wieder? Was ist denn mit dem Geld von gestern? Kannst Du nicht haushalten?…“ Diese Szene gab es für mich gefühlt ständig. Ich lag im Bett daneben und war völlig hilflos und weinte still in mich hinein. Ich habe das nur ganz schwer ertragen! Warum mussten sie sich denn immer um so etwas Streiten? Das war jetzt nur ein Beispiel.“
Danach bat ich meine Klientin, die Kommunikation zwischen ihren Eltern noch näher zu beschreiben. Sie fand noch einige Beispiele, wo es eine ähnliche Konstellation gab. Beispielsweise wenn es um dien Urlaub oder den Einkauf ging. Oder wer am Wochenende was macht im Haushalt. Jedesmal wenn sie über eine Situation berichtete, wurde sie im Stuhl immer kleiner und verkrampfter. Aber dahinter war die Traurigkeit und auch Wut spürbar.
Alles rauslassen entlastet
Da gerade das Thema Macht – Ohnmacht ein sehr schweres, belastendes Thema ist, war es wichtig, daß sich die Klientin nach der ersten Erzählung wieder sammeln kann. Ich ging mit ihr also eine Runde spazieren, um den Druck heraus zu nehmen und die Klientin weiter zu entlasten. Wir machten Atemübungen und umarmten einmal eine dicke alte Buche. – Einen Baum zu umarmen bringt Erdung. Wir werden wieder eins mit der Natur. Der Baum strahlt Ruhe aus und die beruhigt auch uns.
Ich spürte, wie sie langsam ruhiger wurde. Wir sprachen dann einmal über ihre derzeitig berufliche Situation. Auch hier berichtete sie, daß, wenn immer sie Erfolg hatte, jemand kam und es ihr klein geredet hat. Oder sie fühlte sich sofort im Machtkampf und verteidigte sich. Sie berichtete, daß sie sogar einmal Mobbing erlebt hat und wie furchtbar es war. Ihr Weg war danach, den Job zu wechseln.
Auch als wir über die Partnerschaften sprachen, fand sie Beispiele, wo es um Machtdemonstrationen ging. „Da hat doch der Bruno zu mir gesagt, ich würde ihn emotional erpressen! Ich war schockiert. Das kann doch nicht sein. Ich mache doch gar nichts. Ich konnte nicht antworten. Wir hatten einen riesigen Streit und ich wußte eigentlich nicht, worum es geht! Ich fühle mich dann klein und ohnmächtig.“ Die Partnerschaft ging nur 2 Jahre. In ähnlicher Form traten sie immer wieder auf.
Wieder spürte ich ihre Hilflosigkeit. Sie konnte sich das Ganze nicht erklären. Daraufhin ging sie immer wieder in die Verteidigung und Erklärung, warum das für sie immer wieder so passieren muss. Es, sie wäre nun mal so. Sie ziehe scheinbar solche Macht-Menschen an. Plötzlich spürte ich auch so etwas wie Trotz. Sie kam gefühlt nicht weiter und schaffte sich eine Alternative zur Hilflosigkeit.
Was leben die Eltern vor?
Paare treffen sich, weil sie ein gemeinsames Thema haben. Meist lebt der eine dann für den anderen das Thema offen aus. Auch wenn beide das Thema nicht mögen, haben sie es doch in sich. Themen können beispielsweise sein:
- Vertrauen
- Zuwendung, Versorgung
- Freiheit, Autonomie
- Macht
- Leistung
Beide Partner haben also diesen gleichartigen Haupt-Konflikt in sich. Daher finden sie zusammen. Von außen betrachtet, hat nur einer das Thema, weil er/sie es offen auslebt. Doch es ist genau so IM ANDEREN. Der eine Teil geht also offen damit um und der andere oft sogar übertrieben zurückhaltend, abwehrend. Beide Partner haben in der frühkindlichen Entwicklung diesen inneren Konflikt erlebt und nicht verarbeiten können. Daher hoffen sie nun, daß der Partner ihn für sie löst.
Hierbei geht es nicht um Schuldzuweisung sondern um Klärung. Eltern sind nicht Schuld. Sie tun ihr Bestes, also das, was in ihren Möglichkeiten steht. Leider bringen sie selbst Konflikte aus ihrer Kindheit mit und so trägt sich das ein oder andere Thema durch die Generationen der Familie. Solange bis jemand bereit ist, das Thema für sich zu klären.
Es gibt also beim Konflikt keinen „Schuldigen“ und das „Opfer“ auf der anderen Seite. Daher ist es wichtig zu verstehen, was hinter einem Konflikt steht. Und genau das macht es sehr schwer, weil das alles im Unterbewußten abläuft. Wir gehen ja nicht auf jemanden zu und sagen: „Ah, ich sehe, sie haben auch das Thema Machtkampf in sich, dann sollten wir eine Beziehung anfangen!“ Wenn es also klemmt in einer Beziehung, sind es immer die inneren Kinder, die sich streiten. Daher ist es eben so schwierig, allein dafür Klärung zu finden. Erst der neutrale Blick von außen auf das gesamte System bringt die emotionslose Sicht auf die Dinge.
Unterbewußtes erkennt Unterbewusstes irrtumslos.
G. Scheunert
Ist Machtkampf im System?
Für den eigenen Konflikt finde ich es hilfreich zu schauen, was ist im System. Das bedeutet, um den eigenen Konflikt zu erkennen, ist es sinnvoll auf die Beteiligten im System zu schauen, auf Eltern und vielleicht auch Großeltern. Was für Konflikte sind immer wieder aufgetaucht? Ging es um Vertrauen, Versorgung, Machtkampf oder Leistung?
Also haben wir uns das System der Eltern bei meiner Klientin näher angeschaut. Neben der bereits beschriebenen Situation fielen ihr plötzlich noch viel mehr Situationen bei den Eltern ein. Auf der einen Seite war da das Thema Macht ganz klar beim Vater. Er war der „Bestimmer“, er sagte, wo es lang ging, vermeintlich. Die Mutter war für alle Außenstehenden gefühlt das Opfer.
Doch wenn als die Klientin mal in Ruhe, „von außen“ näher hinschaute, sah sie auch den Anteil bei ihrer Mutter. Plötzlich entdeckte sie eine Situation, in der ihre Mutter emotionale Erpressung benutzte. „Sie hatte also auch Macht.“ schoss es aus ihr. Zudem sorgte die Mutter „im Stillen“ dafür, was getan wurde. Ganz klar hatte auch sie Macht. Es war für die Klientin als wenn „Schuppen von den Augen“ fallen.
Der wichtigste Punkt war aber erst mal das Verstehen. Ich unterstützte die Klientin in einem Blick von außen auf die Situation. Hierbei versuchten wir so gut wie möglich die Emotionen herauszulassen. Es ging um eine reine Betrachtung der Situation, wie im Kinofilm. Wichtig ist, daß die Klientin erkennt, es geht nicht um richtig oder falsch, nicht um gut oder schlecht sondern rein um das IST. Bewertungen sind hier völlig unangebracht. Um auf das eigene Thema zu kommen, ist es notwendig auf das System zu schauen, zu erkennen und für sich eine Klärung finden.
Der Weg nach vorn
Solange du glaubst „Ich bin machtlos“, bedeutet das letztlich „Ich bin machtlos, irgendetwas zu verändern.“ Damit versperrst du dir den Weg..
Robert Betz
Im nächsten Schritt gingen wir wieder in die Beziehungen der Klientin. Ich fragte sie: „Welchen Konflikt wollen sie mit dem anderen und ihrer Auseinandersetzung lösen?“ Schnell kam sie darauf, daß es auch bei ihren Beziehungen heute um das Thema Macht geht. Auch sie hat den Konflikt Macht – Ohnmacht in sich. Auch wenn sie Macht immer ablehnte, sie hat doch den Konflikt ihrer Eltern übernommen.
Wir schauten einmal auf ihre Anteile in den anfangs gestellten Fragen. Schnell wurde ihr bewußt, was sie zum Konflikt beitrug. Wertfrei und offen. Sie verstand, warum sie in der Situation so oder so gehandelt hat. Inwiefern haben Sie den Partner dominiert und haben sich dominieren zugelassen? Sie fand für beides passende Situationen. Sie verstand, was sie bisher getan hat, ihr Anteil war.
Das ist ein wesentlicher Schritt. Soweit erst einmal gut. Es war mir sehr wichtig, daß die Klientin Klarheit über die Situation bekam, Annehmen ist hierbei das Schlüsselwort. Die Vergangenheit können wir nicht ungeschehen machen, aber wir haben die Chance, sie zu verstehen. Und meine Klientin hat das Thema Machtkampf also Macht und Ohnmacht hinter den Konflikten verstanden.
Weitere Schritte waren dann in Dankbarkeit auf den Konflikt sehen. Ja, die Klientin kann dankbar sein, daß ihre Konflikte für sie so belastend waren, daß sie dafür endlich eine Lösung gesucht hat. Sie hat sich auf den Weg gemacht, das ist toll. Sie wollte nicht ewig die gleichen Schwierigkeiten sondern hat sich verändert. Dafür bedarf es eine große Portion Mut. Sie kann sehr stolz auf sich sein.
Natürlich war das 3-Stunden-Coaching erst der erste Schritt, um das Thema aufzudecken und zu verstehen. Es war ein Anstoß für die Klientin weiter an ihren Themen zu arbeiten.
Welche Themen würden Sie gern verändern? Brauchen Sie einen unbeteiligten Dritten, der Ihnen mal zuhört und mit Ihnen gemeinsam Auswege findet? Gern können wir im 3-Stunden-Coaching darüber sprechen oder wir klären es per Telefon. Ich freue mich auf Sie!
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