Sind heute Werte wie Rücksicht, Anstand, Höflichkeit oder Respekt noch wichtig oder sind sie aus der Mode gekommen? Fordert der Umgang miteinander ein Mindestmaß an Rücksichtnahme? Vielleicht ist es ja gerade im Moment wichtig, daß sich jeder Einzelne darum Gedanken macht, was ihm wichtig ist. Wie ist es bei Ihnen?
Rücksicht nehmen – aus der Mode?
Immer häufiger bemerke ich, daß Menschen auf dem Bürgersteig sich nicht in die Augen schauen und sich so manchmal anrempeln. Oder das Gruppen von Menschen kaum Platz machen für andere. Oder auch der Umgang miteinander im Straßenverkehr. Wie oft erlebe ich, daß Kreuzungen zugefahren werden und so alles zum erliegen kommt. Fahrradfahrer, die bei rot einfach weiter fahren. Fußgänger, die nicht rechts und links schauen. Oder Menschen, die achtlos Müll fallen lassen oder Kaugummis so ausspucken. Jeder denkt da wohl nur noch an sich. Das macht mich traurig.
Rücksicht: Verhalten, das die besonderen Gefühle, Interessen, Bedürfnisse, die besondere Situation anderer berücksichtigt, feinfühlig beachtet
Auch bemerke ich immer mehr Menschen, die im Supermarkt an der Kasse einfach weiter telefonieren und die Kassiererin als Störfaktor empfinden. Also ich finde das respektlos. Oder wenn es mal etwas voller ist, gleich pöbeln, ob es nicht schneller geht oder nach einer weiteren Kasse schreien. Alles muß schnell gehen und so laufen, wie sich manche Menschen das denken.
Erziehung oder gesellschaftliche Veränderung?
Sind diese guten alten Werte wie Rücksicht, Respekt und auch Anstand aus der Mode? Oder erliegen wir alle dem Domino-Effekt? Einer fängt mit der Nachlässigkeit an und nach und nach ziehen alle gleich. Ich finde das nicht gut.
Klar fand ich das als Kind lästig, wenn die Eltern immer wieder angemahnt haben:
- Benimm Dich!
- Sei anständig!
- Mach dem älteren Mensch Platz!
- Geh beiseite, wenn Dir jemand entgegenkommt!
- Halte anderen die Tür auf!
- …
Anstand: Korrektes Benehmen, das auf guten Sitten und einer angemessenen und angepassten (akzeptierten, wertgeschätzten) Wertvorstellung beruht.
Doch, mir hat es nicht geschadet und ich finde, daß unser Zusammenleben bestimmte Regeln braucht. Ich habe diese Regeln vorgelebt bekommen und wurde auch immer wieder daran erinnert. Für mich sind diese Werte heute nicht veraltet. Im Gegenteil. Zu einem guten Zusammenleben gehören sie für mich dazu. Ich habe mir zudem weiter Gedanken über meine Werte gemacht und habe auch eine klare Haltung als Coach.
Anstand in der Gesellschaft
Es gibt immer wieder Firmen bei denen es mehr und mehr um Gewinne geht. Leider gehen sie dabei auch über die Regeln des Anstands hinaus. Da wird gemauschelt oder Steuern nicht so gezahlt. Da werden immer und immer mehr Personal gekürzt bis hin zur Rücksichtslosigkeit. Es ist auch egal, ob das vorhandene Personal immer mehr arbeiten muß. Das ist anstandslos! Es gehört jedoch viel Mut oder Courage dazu hier Stop zu sagen.
Aber auch in der Politik frage ich manchmal, wo ist der Anstand hin? Da werden Menschen persönlich angegriffen, diffarmiert oder beleidigt. Für mich oft sehr unerträglich. Macht es nicht viel mehr Sinn, nach dem Verbindenden zu suchen. Klar sind Kompromisse nicht immer toll, doch so ist das Zusammenleben. Und, wenn ich einen Kompromiss geschlossen habe, muss ich auch dazu stehen. Da kann ich nicht eine Koalition eingehen und danach sagen, „na, wir haben das nicht gewollt“. Doch, wer einen Kompromiss eingeht, hat es so gewollt. Fertig.
Oder noch etwas Persönliches: Wenn ein anderer Mensch oft unfair zu einem war ist der Umgang schwierig. Steckt dieser Mensch dann plötzlich in großen Schwierigkeiten und bittet um Hilfe, empfinde ich als Anstand, dann über den eigenen Schatten zu springen und ihn aus der Notlage herauszuhelfen. Das ist nicht einfach, zugegeben, aber bringt vielleicht Karmapunkte.
Verlust von Rücksicht – ein Erklärungsversuch
Viele Menschen sind auf der Suche nach Einzigartigkeit oder Bedeutsamkeit. Sie wollen von anderen gesehen und beachtet werden. Deshalb versuchen sie, viel von dem zu erreichen, was bedeutsam macht: Einfluss, Macht und Reichtum. Dazu gehört, sich Respekt zu verschaffen. Leider bleibt dabei so etwas wie Rücksicht und manchmal sogar Anstand auf der Strecke.
Ich höre auch öfters: „Jetzt denke ich mal nur noch an mich!“ Gerade Menschen, die selbst immer im Helfermodus waren, wollen endlich mal auf die andere Seite. Dabei verlieren sie oft das Maß und gehen über Grenzen. Sie wollen jetzt endlich mal wichtig sein. So agieren sie dann rücksichtslos. Sind in Gedanken dann nur noch bei sich und erreichen leider das Gegenteil von dem, was sie wollen.
Respekt: Achtung von Individuen aus Gründen von Wertschätzung
Respekt ist ein wichtiger Wert. Aber Respekt kann man nur gewähren oder verschenken. Niemand kann Respekt einfordern. Ich kann ältere Menschen respektieren oder auch Leistungen, aber ich kann nicht sagen: „Los, sei respektvoll zu mir!“ Respekt gilt es zu verdienen und dafür muss man eben erst einmal in Vorleistung gehen. Klar versuchen Kinder oder Jugendliche immer an Grenzen zu gehen. Das habe ich auch getan..
Dazu gehört auch der Respekt vor der Arbeitsleistung älterer Mitarbeiter. Oft haben die viele Umstrukturierungen, Versuche von neuen Marketing- oder Vertriebsmaßnahmen begleitet und wissen oft, was funktioniert hat und was nicht. Wie schade ist da, daß viele dieser Erfahrungen in Firmen oft nicht genutzt werden. Lieber werden Unternehmensberater herangezogen, denn die wissen es ja besser. Gehört es aber nicht zum Respekt, jeden Mitarbeiter mit all seinen Stärken und Schwächen mit einzubeziehen, egal, welche Stellung oder welches Alter er hat?
Höflichkeit – menschliche Begegnungen
Zur Erziehung und zum Zusammenleben gehört es für mich dazu, Grenzen zu setzen, freundlich, höflich, aber bestimmend. Und für die andere Seite, diese Grenzen als Zeichen von Respekt zu wahren. Für mich geht es auch um das gute Maß der Dinge. Klar ist es nicht gut, sich immer zurückzunehmen und nur rücksichtsvoll zu sein. Doch wir haben uns Regeln erarbeitet, die unser Zusammenleben ordnen. Wenn sich alle daran halten und den anderen wertschätzen, lebt es sich einfacher.
Das menschliche Miteinander hat viele schöne Aspekte. Wir können uns höflich grüßen, miteinander ins Gespräch kommen, Rücksicht nehmen und uns begegnen. Nach solch einer Begegnung geht es mir immer ganz wunderbar, denn es passiert etwas. Ich bin felsenfest überzeugt, Begegnungen kommen genau zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Menschen, weil wir irgendetwas geschenkt bekommen. Begegnungen sind tolle Hinweise auf neue Aufgaben, Entwicklungsmöglichkeiten..
Richten wir unsere Aufmerksamkeit lieber auf das, was wir tun wollen, statt auf das, was schiefgelaufen ist.
Marshall Rosenberg
Wenn wir mehr Höflichkeit und Begegnungen zulassen, bekommen wir viel zurück. Jeder sollte für sich prüfen, was er möchte, wie er anderen begegnen möchte. Vielleicht sind das gute Ansätze:
- den anderen zu sehen und wahrzunehmen
- Ihr Gegenüber richtig anschauen, also nehmen Sie Augenkontakt auf
- Schenken Sie dem Anderen ein Mindestmaß an Zuwendung, Höflichkeit und Aufmerksamkeit
- nehmen Sie Rücksicht und lassen vielleicht mal in der Schlange jemanden vor
- ein wunderbares Hallo-Tschüss oder Bitte-Danke miteinander auszutauschen
Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, daß Menschen, die das versuchen, schnell die Veränderung in sich spüren. Ja, denn wer anders auf die Menschen zugeht, bekommt eben viel zurück. Vielleicht nicht immer direkt, nein.
Es werden auch Menschen dabei sein, die Sie unverständlich ansehen. Aber in Ihrem Innern wird sich im Laufe der Zeit etwas tun. Sie werden gnädiger, rücksichtsvoller mit den anderen und auch mit sich selbst. Sie werden nach und nach eine positivere Grundstimmung bekommen, denn das ist die Kraft der Anziehung.
Verbinden statt trennen
Also tun wir doch selbst jeden Tag einen Schritt, um unser Zusammenleben noch schöner zu machen. Kehren wir zu den guten alten Werten: Rücksicht, Anstand und Respekt zurück. Halten wir uns doch wieder an Regeln, auch im Straßenverkehr. Wenn jeder versucht, etwas Rücksicht auf den anderen zu nehmen, ist uns allen geholfen, den Fußgängern, Rollerfahrern, Fahrradfahrern und auch den Autofahrern. Alle vereint.
Es wäre doch viel besser, wenn wir uns verbinden und Gemeinsames suchen. Wir brauchen andere Menschen, um uns weiterzuentwickeln. Nur so können wir die in uns angelegten Potentiale zu Entfaltung bringen. Die Welt ist doch viel Schöner, wenn wir
- miteinander statt gegeneinander leben
- verbindend statt trennend miteinander umgehen
- achtsam statt rücksichtslos agieren
- wertschätzend statt abwertend einander begegnen
Ich bin sehr froh, daß ich ein tolles soziales Umfeld, aber auch ein gutes berufliches Netzwerk habe. Ich möchte mit netten, anständigen Menschen mein Leben verbringen. Mir ist es wichtig, Respekt für die Leistungen aller zu zollen und Rücksicht auf Schwächere zu nehmen. Dazu gehören natürlich auch Toleranz und Leben lassen. Ich begegne den Menschen mit Respekt und möchte das natürlich auch! Ich möchte freundlich und entspannt mit anderen leben, geben, Rücksicht nehmen, Respekt zollen und freue mich, wenn ich dann wunderbare Begegnungen geschenkt bekomme.
Schreiben Sie mir gern, wie Sie es sehen oder wo Sie eine andere Meinung haben. Welche Themen würden Sie gern verändern? Brauchen Sie einen unbeteiligten Dritten, der Ihnen mal zuhört und mit Ihnen gemeinsam Auswege findet? Gern können wir im 3-Stunden-Coaching darüber sprechen oder wir klären es per Telefon. Ich freue mich auf Sie!
Foto: gratisography-Gum Boot Free Photo —By Ryan McGuire-128H
Sehr schöner und wahrer Text!
Toll, zu lesen, dass es nicht nur mir und meinen Freunden so geht!
Vielen lieben Dank Christian!