Selbstliebe – wem sie fehlt, leidet, wird sogar krank. Doch, warum verlieren wir sie? Denn wir alle werden mit Selbstliebe geboren. Wie können wir sie wieder auftanken? Gerade bin ich wieder auf die wohl berühmteste Rede von Charles Chaplin zu seinem 70. Geburtstag gestoßen: „Als ich mich selbst zu lieben begann“ (Gedicht von Kim McMillen). Und wieder hat es mich zutiefst berührt. Ist doch Selbstliebe so ein schwieriges Thema für den ein oder anderen.
Selbstliebe heißt, sich selbst so anzunehmen und zu lieben, wie man ist. Das bedeutet, dass Sie sich all Ihrer Stärken und Schwächen bewußt sind und damit leben können. Das beinhaltet ein gesundes Selbstbewusstsein beispielsweise, wenn Sie morgens in den Spiegel sehen. Aber auch das nötige Selbstvertrauen, um im Alltag und mit anderen Menschen umzugehen, gehört dazu.
Darauf zu vertrauen, dass wir genau gut so sind, wie wir sind, und alles, was geschieht so richtig ist, fällt uns oft schwer. Wie oft hadern wir mit uns? Wir sind kritisch mit uns, verurteilen uns selbst und verlieren somit weiter an Selbstvertrauen. In der Selbstverurteilung sind manche Menschen wahre Weltmeister. Aber Lob? …oder gar Stolz auf sich und seine Leistungen sind oftmals Mangelware.
Charlie Chaplin konnte in seinem Leben all seine Probleme, trotz aller Widrigkeiten immer lösen. Sein Schlüssel war die Selbstliebe. Er zeigte in seinen Filmen immer das Wachstum von Menschen, wenn sie nur an sich glauben. Er erinnert daran, dass die Welt denen gehört, die sich trauen, nicht nur durchs Leben zu wandeln, sondern auch zu kämpfen, fühlen, erleben und mit Entschlossenheit zu lieben. Sehr beeindruckend.
Warum Selbstliebe verloren geht?
Kinder kommen zur Welt und sind mit allem ausgestattet, was sie brauchen. Sie haben Selbstliebe, Selbstvertrauen und fühlen sich von ihren Eltern geliebt. Wenn das so ist, ist alles wunderbar und sie wachsen voller Selbstliebe auf. Das ist der Idealfall.
Bei einigen Menschen passiert es, dass Eltern sie in der Kindheit reglementieren, maßregeln oder es treten Umstände ein, dass Kinder an sich und ihrem Handeln zweifeln. Sie haben das Gefühl, nichts richtig zu machen. Und noch schlimmer, sie haben das Gefühl, den Wünschen oder Vorstellungen ihrer Eltern nicht zu entsprechen.
Sie verlieren ihre natürliche Selbstliebe, wenn sie sich als nicht richtig empfinden. Das ist keine Anklage an die Eltern, sie versuchen sicherlich in der Erziehung das nur best mögliche. Es ist das ureigene Gefühl des Kindes, dass auf die Erziehung reagiert. Hierbei gibt es aber auch resilliente Kinder, die weiter stabil aufwachsen und genügend Selbstvertrauen besitzen. Doch es gibt eben die anderen Kinder, die ihre Selbstliebe verlieren.
Erst wird das Fehlen von Selbstliebe von einem selbst überhaupt nicht bemerkt und ist auch nach außen kein Problem. Schwierigkeiten treten oft erst im späteren Leben bei diesen Menschen, bei großen Krisen auf. Auch der Kontakt mit anderen Menschen wird schwieriger. Man vergleicht sich, empfindet sich als minderwertiger als andere und Selbstvorwürfe zerstören immer mehr die Selbstliebe. Wer sich nicht liebt, handelt dementsprechend. Sie sind dann nicht mehr der Regisseur des eigenen Lebens und somit immer unglücklicher.
Auch suchen viele Menschen Selbstliebe bei anderen Menschen. Die Enttäuschung ist vorprogrammiert. Warum soll jemand anderes Sie lieben, wenn Sie es doch selbst nicht tun? Das Defizit kann nicht von anderen aufgefüllt werden. Auch wenn es nicht angenehm ist, aber da müssen Sie für sich allein dran arbeiten, sich selbst wieder zu lieben.
Liebe dich selbst, dann finden dich auch die anderen begehrenswert.
Alter Spruch
Selbstliebe kann man lernen
Der erste Schritt ist die Erkenntnis, dass Ihnen Selbstliebe fehlt. Wunderbar, die Reise beginnt. Oft wissen die Betroffenen aber gar nicht mehr, wie Selbstliebe geht, was es bedeutet, sich selbst zu lieben, sich anzunehmen? So fehlen auch Ideen, wie man sie wieder herstellen kann. Was können Sie nun tun?
Kennen Sie das Gefühl, dass Ihnen jemand sagt, „Tue Dir doch heute mal etwas Gutes!“ und Sie wissen gar nicht, was gut für Sie ist? Ist es gerade Ruhe oder Unterhaltung? Ist es Wellness oder ein leckeres Essen? Ist es Sport oder Shoppen? Ich kannte dieses Gefühl von Unsicherheit vor allem in den letzten Jahren. Ich wusste eine Zeitlang nur, dass ich gern chinesisch Essen gehe und ich regelmäßig Aquajoggen möchte. Vielleicht Beides nur, weil ich es oft genug gemacht habe.
Auch verwechseln wir Selbstliebe oft mit Arroganz. Und das ist ja negativ, oder? Wenn wir uns selbst lobten, wurden wir vielleicht gemaßregelt und wieder auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt, weil ja „Eigenlob“ stinkt. Auch hinderte vielleicht ein übertriebener Perfektionismus uns daran, dass wir nie den eigenen Ansprüchen genügen konnten oder können. Bei allen Fällen ist das richtige Maß das Entscheidende. Wir dürfen nicht perfekt, aber immer authentisch sein. Sich selbst loben, wenn Sie etwas als richtig empfingen ist ok, aber nicht ständig und überall.
Ich begann damit mit meiner Stärken bewußt zu werden und zu lieben. Das fing mit Kleinigkeiten an. Ich habe auf einem Blatt notiert: Was kann ich alles gut? Angefangen von kochen, schreiben, bis hin zu beruflichen Kompetenzen. Auch habe ich meine Erfolge aufgeschrieben und weiß nun meine Fähigkeiten zu schätzen. Während dieses Prozesses lernte ich, dass ich nicht perfekt sein muss, um zu gefallen, denn ich wurde auch gemocht, trotz meiner Schwächen.
Also geht es jetzt darum, in sich hineinzuspüren und auf sich zu hören und ein gutes Maß zu finden. Das klappt nun nicht beim ersten Mal. Hier gilt es also dran zu „arbeiten“. Üben, üben, üben und herausfinden, wo Sie bereits super mit sich umgehen und wo noch nicht. Ich habe lange gebraucht und viel probiert und schließlich herausgefunden, was mir liegt, was mich glücklich macht, womit es mir besser geht. Und siehe da, es kam das Vertrauen in mich und die Selbstliebe. Heute tue ich beispielsweise nichts, ohne in mich hineinzuhören, ob ich das wirklich, wirklich will und ob es für mich gut ist. So hat sich ein Ritual etabliert, was mir hilft, mich ernst zu nehmen. Aber, es ist eben ein Weg…
Vielleicht inspiriert Sie ja das Gedicht von Charlie Chaplin, diesen Weg zu beginnen…
„Als ich mich selbst zu lieben begann“
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist –
von da an konnte ich beruhigt sein.
Heute weiß ich: Das nennt man Selbstvertrauen.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich: Das nennt man authentisch sein.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen
und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich: Das nennt man Reife.
Als ich mich zu lieben begann,
verstand ich, wieso es schadet, zu versuchen,
eine Situation oder einen Menschen zu zwingen, nur um das zu bekommen,
was ich will, obwohl ich weiß, dass der Moment oder die Person (vielleicht ich selbst)
einfach noch nicht dazu bereit ist.
Heute weiß ich, der Name dafür ist: Respekt.
Als ich mich selbst zu lieben begann,habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das „gesunden Egoismus“,
aber heute weiß ich: Das ist Eigenliebe.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben,
und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht,
was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich: Das nennt man Einfachheit.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt: Das nennt man Demut.
Als ich mich selbst zu lieben begann,
habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben
und mich um meine Zukunft zu sorgen.
Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo alles stattfindet,
so lebe ich heute jeden Tag und nenne es Bewusstheit.
Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich: Das ist das Leben!
Kim McMillen
Gern können Sie sich das Gedicht für sich herunterladen, ich habe es hier einmal etwas schöner aufbereitet: Selbstliebe Gedicht
Sie müssen diesen Weg nicht allein gehen. Suchen Sie sich Unterstützer! Freunde, Bekannte oder auch in der Familie, wenn es passt. Gern können wir auch die ersten Schritte gemeinsam gehen. Rufen Sie mich an oder schicken Sie eine Mail.