Warum ich? Warum immer ich? Bei Schicksalsschlägen, aber auch bei Pech reagieren Menschen entweder mit Lösungsorientierung, andere verlieren sich in Grübeleien. Leider führen aber kreisende Gedanken oft zu einer negativen Abwärtsspirale. Diese Menschen sehen und fühlen sich als Opfer. Warum ich? Dieses Gefühl zieht sie runter. Wie kommen Sie aus der Opferrolle?
Die Spirale Warum ich?
Das Leben hält nicht nur schöne Dinge für uns parat. Es gibt viele Einschläge, die uns besonders belasten können. Eine Person wird aus unserem Leben gerissen, wir verlieren den Job, ein schwerer Unfall, Krankheit. Es gibt aber auch diese kleinen, wirklich fiesen Momente, in denen die Waschmaschine kaputt geht, das Auto eine Panne hat, eine hohe, unerwartete Rechnung…
Natürlich kommt immer alles auf einmal. Und dann passiert etwas ganz Typisches bei manchen Menschen. Sie stellen sich die Frage: “Warum ich?” Was habe ich getan? Was habe ich denn nun schon wieder verbrochen? Ich muss ja ein unglaublich schlechter Mensch sein, wenn mir immer wieder sowas passiert! Womit habe ich das nur verdient? Warum ich?
Sie versuchen sich nicht die Situation und die Geschehnisse zu erklären, die dazu führen, dass sie unglücklich sind. So nehmen sie die Ereignisse in ihrem Leben, das ganzes Leben als persönliche Plage wahr. Diese Menschen laufen nicht zuletzt jammernd durch die Gegend und machen schließlich Gott und die Welt für ihre Probleme verantwortlich. Sie können keinen Ausweg sehen, um an der verfahrenen Situation etwas zu verändern.
Diese Menschen wollen sogar noch mehr negative Gedanken. Sie versuchen sogar andere Menschen mit in ihren Film zu ziehen. Sie sollen bestätigen, dass es vor allem sie trifft. „Hab ich nicht mehr Pech als andere?“ Sie suchen noch mehr nach Argumenten, daß das eigene Leben viel Schwerer ist als das der anderen. Letztlich geht die Negativspirale im Kopf immer weiter.
Warum:
- ..machen Menschen bei Zwischenfällen sofort das Schicksal verantwortlich?
- ..sehen sie sich selbst in der Rolle des Opfers?
- ..ich?
- ..malen Viele lieber schwarz, als praktisch zu denken?
Warum ich? Die Antwort hängt mit der persönlichen Wahrnehmung zusammen. Sie ist zudem nicht nur überflüssig, sondern kann sogar die glücklichen Momente negativ beeinflussen. Im ungünstigsten Fall kann diese innere Stimme dazu beitragen, dass sie sich als Pechvogel sehen. So wird stundenlang gegrübelt und sie werden immer trauriger. Warum ich? Das Gefühl kommt auf, nichts gegen das Schicksal tun zu können.
Alles nur im Kopf
Jeder Mensch auf dieser Welt hat Höhen und Tiefen, schöne und anstrengende Momente. Wer aber sein Schicksal immer dafür verantwortlich macht, kann sich gekonnt jeglicher Veränderung entziehen. Anregungen zur Veränderung prallen ab. Es ist eine Mauer, um letztlich nichts tun zu müssen. Man selbst braucht so keine Verantwortung für das eigene Leben übernehmen. Es ist ja das Schicksal Schuld!
Grübeleien, die kleinen Selbstgespräche im Kopf, nicht nur in unglücklichen, sondern auch in glücklichen Situationen kennen viele Menschen. Tagtäglich reflektieren wir unsere Erlebnisse. Alles, was um uns herum passiert, wird unter die Lupe genommen.
Die Frage “Warum ich?” ist aber kontraproduktiv, weil Schicksal auch anderen Menschen passiert. Wir bekommen es vielleicht nicht mit, weil viele Menschen nicht darüber reden, manchmal sogar Freunde nicht. Ich hatte mal einen Chef, wenn man ihn gefragt hat, wie es ihm geht, kam immer nur „Blendend“. Niemand erfuhr, wenn ihm irgendwas Schlimmes passiert ist.
Gerade heute ist für viele Menschen wichtig, das eigene Leben besonders positiv darzustellen. Daher sehen wir nicht, daß andere Menschen genauso viel Pech und Schicksalsschläge haben wie wir. Sie sind also nicht allein. Es geht nicht um Sie persönlich. Es ist der Lauf des Lebens. Das Leben fordert uns täglich heraus.
Warum ich eigentlich nicht?
Der Glaube, häufiger als andere vom Schicksal verfolgt zu sein, hat etwas mit der ganz persönlichen Wahrnehmung zu tun. Wir legen unsere Aufmerksamkeit dann eher auf die Dinge, die negativ sind. Die positiven Dinge im Leben können so kaum noch oder gar nicht mehr wahrgenommen werden. Mit der Frage: Warum ich? sind wir also eher auf der Suche nach dem Unglück.
Es braucht eine Erkenntnis, einen Weckruf, um Schicksalsschläge anders anzugehen. Vielleicht steckt ja in der für Sie gerade furchtbaren Situation etwas, was Sie jetzt lernen, verstehen sollen? Es könnte eine Chance für Sie sein, etwas anders im Leben zu machen, einen neuen Blickwinkel einzunehmen.
Vielleicht hilft Ihnen die Frage: Wie lange will ich so weitermachen? Soll ich an dem Gedankenkarussell kaputt gehen? Auf was will mich das Schicksal aufmerksam machen?
Statt sich daran aufzuhalten, dass die Situation unglücklich ist und sich zu fragen, weshalb das Ganze überhaupt geschehen ist, sollte Sie sich lieber darauf konzentrieren, das Problem anzugehen.
Raus aus dem Warum ich – raus aus der Opferrolle
Sie können lernen, damit neu umzugehen. Wenn Sie bewußt Tiefschläge annehmen und angehen, bauen Sie sich ein Gerüst an möglichen neuen Reaktionen und produktiven Gedanken auf. Diese können Sie in solchen Situationen zukünftig unterstützen. Sie machen diese Momente nicht wieder gut, aber sie können dafür sorgen, dass Sie wieder Verantwortung für Ihr Leben übernehmen.
Stellen Sie sich statt dessen also lieber die Fragen:
- Was passiert da gerade?
- Wie denke ich über die Situation?
- Was soll ich vielleicht jetzt lernen?
- Was benötige ich jetzt?
- Wer kann mich unterstützen?
- Was kann ich im Gegensatz zu früher anders machen?
- Wie kann ich letztlich anders darüber denken?
- Wen kann ich folglich um Hilfe bitten?
- Wie kann ich mein Verhalten verändern, um aus dieser Situation wieder herauszukommen?
So werden Sie wieder aktiv. Sie kommen aus der Starre ins Tun. Richten Sie zudem Ihre Aufmerksamkeit auf die Dinge, die wirklich toll in Ihrem Leben laufen: Familie, Freunde, Job, Freizeitaktivitäten.. Das sind Ihre Tankstellen für die Kraft, um Schicksalsschläge zu meistern. Es stellt sich wieder ein gesundes Gefühl ein. Sie werden schließlich lernen, wieder vernünftig auf Dinge schauen. Es stellt sich wieder die natürliche Ausgewogenheit ein.
Auch die von mir schon so oft gepriesene Übung – das Loben – hilft Ihnen auf dem Weg aus dem Opfersein. Nennen Sie jeden Abend eine Sache, die besonders schön war oder wofür Sie sich loben. Das kann ein ganz kleines Ding sein. Beispielsweise, dass Sie heute die Sonne intensiv genossen haben ist positiv und dafür können Sie sich loben. Klingt erst einmal klein, aber glauben Sie mir, im Laufe der Zeit manifestiert sich folglich das positive Grundgefühl.
Einen sehr inspirierenden Beitrag dazu schrieb auch mein lieber Kollege und Freund Dr. Bernd Slaghuis: 5 echt menschliche Gründe, armes Opfer zu bleiben, vielleicht finden Sie ja dort auch noch weiter Anregungen.
Letztlich wünsche ich Ihnen, die positiven Möglichkeiten, die das Leben zu bieten hat, zu erkennen, zu nutzen und zu genießen. Das ist die beste Ausgangslage um die Frage Warum ich? erfolgreich zu entkräften.